„Den Islam zu verlassen, ist nahezu unmöglich.“ Diesen Satz wiederholt Sarker Ashek Mahmud ständig. Im Kopf hat er es aber längst getan. Der 40-Jährige kam einst von Bangladesch nach Österreich, um hier zu studieren und Deutsch zu lernen. Nebenbei wandte er sich immer mehr vom Islam ab und kritisierte diesen immer mehr. Als Kind ging Mahmud bis zu fünfmal am Tag in die Moschee. Warum? Weil er als Muslim geboren wurde und keine andere Religion zur Auswahl stand. Doch heute ist alles anders. In seiner Heimat könnten ihm seine Ansichten nun sein Leben kosten, denn einige sehr radikale Muslime in Bangladesch würden ihn gerne tot sehen.
Seit 2015 schreibt Mahmud von Wien aus Blogbeiträge auf bekannten bengalischen Plattformen. Alles nur, um die Menschen in seiner Heimat über den Islam aufzuklären. Dabei nutzte er lange ein Pseudonym, um nicht erkannt zu werden. Denn die fanatischen Muslime in Bangladesch denken, dass alles außer dem Islam schlecht ist. Heute steht klar und deutlich in seinem Facebook-Profil, dass er Ex-Muslim ist. Und Mahmud betreibt seit Kurzem auch einen eigenen Blog. Dort sammelt alte Beiträge und veröffentlicht auch Neues. Wie zum Beispiel ein Video über einen islamischen Prediger in Bangladesch, der zu Gewalt gegen Kritiker aufruft.
„Das schlimmste Wesen überhaupt“
Der Bangladeschi erkannte erst im Alter von 15 Jahren, dass er nur Muslim war, weil er in Bangladesch geboren wurde. Und, dass es auch unzählige Anhänger anderer Religionen gibt, die nicht so schlecht sein können. Er dachte viel über seinen Glauben nach, doch ein grundlegendes Problem gab es. „Es wird gepredigt, dass man das schlimmste Wesen überhaupt ist, wenn man nicht mehr gläubig ist“, sagt er. Also musste sich Sarker Ashek Mahmud heimlich von der Religion abwenden.
Ein Auslöser sich dem Islam komplett abzuwenden, war übrigens 9/11. Der Einsturz des Twin-Towers durch einen vermeintlichen Angriff fanatischer Muslime brachte ihn zum Nachdenken. Es dauerte aber einige Zeit, bis er bereit war, komplett auf die Religion zu verzichten. Einen Höhepunkt gab es 2013. In diesem Jahr entschied er, nie mehr in eine Moschee zu gehen oder Allah anzubeten. Was ihm laut den bengalischen Predigern droht, weiß Mahmud noch ganz genau aus seiner Kindheit. “Wer einmal sein Gebet vergisst, der kommt nach dem Tod für 28,8 Millionen Jahre in der Hölle”, sagt er.
„Bewaffnete Gruppen, die vorgaben im Namen des Islam zu handeln, töteten gezielt zahlreiche Menschen, darunter […] säkulare Aktivisten […]. Die Regierung reagierte darauf mit Menschenrechtsverletzungen wie willkürlichen Festnahmen, Verschwindenlassen, rechtswidrigen Tötungen, Folter und anderen Misshandlungen. Das Recht auf Meinungsfreiheit wurde von der Regierung durch die Anwendung repressiver Gesetze und die strafrechtliche Verfolgung von Kritikern noch weiter eingeschränkt.
Amnesty International im Jahresbericht 2017 über die Situation in Bangladesch
Wie viele Menschen heute wissen, dass er nicht mehr an Allah glaubt, kann er selbst nicht genau sagen. “Meine Cousins und Schulfreunde in Bangladesch sowie einige befreundete Ex-Muslime und Bangladeschi in Österreich wissen es”, sagt er. Dazu kommt noch sein jüngerer Bruder, mit dem er schon oft über den Islam diskutiert hat.
Doch ganz ohne der Religion fehlt dem überzeugten Atheisten etwas. „In der Moschee könnte ich hier viele Menschen aus Bangladesch treffen und hätte eine feste Gemeinschaft“, sagt er. Gleichgesinnte aus Wien würden die fehlenden sozialen Kontakte aber kompensieren. Zudem hat Mahmud durch seine Islamkritik viele Menschen über das Internet kennengelernt, mit denen er sich oft austauscht?
Ob er glücklich ist, in Österreich zu leben? „Ja!“, sagt Mahmud. Denn hier kann er frei als Atheist und nicht mit ständiger Angst leben. Und obwohl Mahmud seit fünf Jahren keine Moschee mehr betreten hat, werden ihm wohl die 28,8 Millionen Jahre in der Hölle erspart bleiben.
Weiterführende Links:
– Bengalischer Blog und YouTube-Kanal von Sarker Ashek Mahmud
– Facebook-Auftritt der Ex-Muslime Österreichs
Richard Walde möchte immer wissen, was hinter einer Information steckt und wie wahr sie ist. Aktuell schreibt er für die Austria Presse Agentur und nebenbei auch für seinen liebsten Fußballverein.